Vor mehr als einem Jahr gründete sich das „Bündnis junge Landwirtschaft“ (www.buendnisjungelandwirtschaft.org), ein Zusammenschluss von Studenten, Studentinnen und Auszubildenden in der Landwirtschaft. Gemeinsames Ziel ist die Gründung von eigenen Betrieben in Landwirtschaft und Gartenbau. Dazu benötigt man landwirtschaftliche oder gartenbauliche Flächen. Viele der Mitglieder im Bündnis studieren/lernen in Ostdeutschland. Deswegen hat sich das Bündnis früh mit der ostdeutschen Bodenpolitik auseinandergesetzt.
Schließlich verfügen die ostdeutschen Landesregierungen 2013 über mehr als 500.000 ha BVVG- und Landesflächen, eine ideale Situation, um Betriebsneugründungen zu unterstützen.
Genau dies erfolgt nicht. Der Sprecher des Bündnis hat in einem Vortrag ausgeführt, daß alle ostdeutschen Landwirtschaftsminister zu dieser Problematik um ein Gespräch gebeten wurden, stattgefunden hat nur ein Gespräch mit dem Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Aeikens, offenbar ohne Ergebnis.
Jedes ostdeutsche Bundesland müsste angesichts der Abwanderung der jungen, gut ausgebildeten Generation froh sein über eine solche Initiative und sollte aus Eigeninteresse Betriebsneugründungen mit BVVG- und Landesflächezuteilungen fördern. Allein, dies passiert nicht.
Besonders evident ist dies beim Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), der den Übergang von 50.000 ha BVVG- Flächen in Landeshoheit fordert, und dies vor allem mit der Förderung von Existenzgründern begründet. Dieser Minister hatte noch nicht einmal Zeit für einen Termin mit Vertretern des Bündnis junge Landwirtschaft. Tatsächlich zeigt sich, daß Backhaus nur einen Vorwand für die Forderung nach dem Übergang der BVVG- Flächen suchte. Er hat, wie alle Ministerkollegen aus Ostdeutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten keinen Versuch unternommen, Betriebsneugründungen durch die Bodenpolitik zu unterstützen. Bodenpolitik war und ist ein Instrument zur Verhinderung von Betriebsneugründungen in Ostdeutschland. Statt dessen werden die öffentlichen Flächen auch weiterhin an Aktiengesellschaften wie KTG Agrar oder ähnliche Konstrukte verpachtet, um eine dezidierte Großbetriebsstruktur aufrecht zu erhalten. Das „Bündnis junge Landwirtschaft“ verdient Unterstützung auf viele Weisen.
Jörg Gerke, 24.11. 2013
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